Die Anwesenheit im Firmenbüro für die Verrichtung der täglichen Arbeit ist in vielen Berufen und Branchen nicht mehr zwingend notwendig. Viele Unternehmen gewährleisten es ihren Angestellten remote zu arbeiten. Das hat Vorteile, ist jedoch an bestimmte Voraussetzungen und Bedingungen geknüpft.
Inhaltsverzeichnis
Remote Arbeiten Bedeutung
Im Zuge der Digitalisierung zahlreicher Branchen und Arbeitsbereiche gewinnt Remote Arbeit immer mehr an Bedeutung. Einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zufolge, arbeiteten 2020 etwa 25 Prozent der Arbeitnehmer ausschließlich und 20 Prozent teilweise remote. Das englische Wort remote lässt sich mit „fern“ übersetzen. Remote Work bedeutet demnach in etwa „Fernarbeit“ und meint ortsunabhängiges Arbeiten. Weitere Umschreibungen und Synonyme sind unter anderem flexibles Arbeiten, Working remotely, Homeoffice oder E-Work.
Das heißt, der Remote Worker arbeitet nicht im Büro, sondern hauptsächlich von Zuhause oder einem anderen Ort aus, wie einem Co-Working-Space oder einem Café. Bisher gibt es kein gesetzlich verankertes Recht auf mobiles Arbeiten und Homeoffice. Zudem definiert jedes Unternehmen Remote Work für sich anders.
Wesentliches Kriterium ist jedoch, dass die Hauptarbeit am PC oder Telefon stattfindet, unabhängig davon, ob die Arbeit in Voll- oder Teilzeit ausgeführt wird. Allerdings erfolgt die Arbeit nicht dauerhaft und ausschließlich von zu Hause aus. Der Arbeitgeber kann beispielsweise erwarten, dass seine Angestellten gelegentlich im Firmenbüro arbeiten oder an Meetings vor Ort teilnehmen.
Remote Work, Telearbeit oder Heimarbeit
Für das Arbeiten außerhalb des Firmenbüros werden häufig die Bezeichnungen Telearbeit oder Heimarbeit synonym verwendet. Allerdings ist Remote Work von diesen Begriffen abzugrenzen, da diese Formen des Arbeitens gesetzlich verankert sind.
Heimarbeiter arbeiten erwerbsmäßig im Auftrag von Gewerbetreibenden oder Zwischenmeistern zum Beispiel in der eigenen Wohnung. Die Heimarbeit ist im Heimarbeitsgesetz (HAG) fixiert, das unter anderem auch Stück- bzw. Stundenentgelte und Sonderzahlungen regelt.
Die Telearbeit ist mit der Novellierung der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) seit November 2016 gesetzlich definiert. Der Arbeitgeber richtet die Telearbeitsplätze im Privatbereich fest ein und stellt die benötigte Ausstattung – Arbeitsmittel, Mobiliar, Kommunikationseinrichtung – bereit.
Remote Work ist dagegen weder gesetzlich definiert noch an den häuslichen Arbeitsplatz gebunden und kann von beliebigen Orten unabhängig von festen Arbeitszeiten und eines festen Arbeitsplatzes ausgeführt werden.
In welchen Berufen ist Remote Work möglich?
Remote Work ist in verschiedenen Branchen möglich. Etabliert ist diese Arbeitsform bereits seit Jahren zum Beispiel bei regional tätigen Arbeitnehmern im Vertrieb oder bei Vertretern im Außendienst. Zu unterscheiden ist die Arbeit im Homeoffice, die ausschließlich von zu Hause erfolgt, von der alternierenden Arbeit, die zeitweise im Büro oder zu Hause stattfindet, und der mobilen Telearbeit, bei der Mitarbeiter von unterwegs arbeiten.
Remote Arbeit ist grundsätzlich in allen Berufen möglich, die keine Anwesenheit erfordern, sondern per Telefon oder internetfähigem PC abgewickelt werden können. Dazu zählen unter anderem folgende Berufe: Buchhalter, Entwickler, Programmierer, Grafik- und Webdesigner, Texter, Blogger, Übersetzer oder Ghostwriter. Branchen, in denen viel Homeoffice vorkommt, sind etwa: Immobilien, Marketing, Beratung, Versicherungen oder Finanzen. Insbesondere Jobs, die bereits in ihrer Bezeichnung auf ihre virtuelle Form verweisen, sind ausschließlich remote möglich, wie zum Beispiel Virtual Teacher oder Virtual Administrative Assistant.
Ausgeschlossen ist Remote Arbeit dagegen in Berufen, die Präsenz erfordern. Dazu gehören etwa Handwerker, Pflegekräfte im Gesundheitsbereich oder Verkäufer im Einzelhandel.
Remote Arbeiten: Technische Ausstattung und Voraussetzungen
Wesentliche technische Grundvoraussetzungen für die Arbeit im Homeoffice sind ein PC oder Laptop und eine ebenso schnelle wie stabile Internetverbindung. Ebenso unerlässlich sind je nach Beruf und Branche funktionsfähige und spezielle Software-Programme, wie zum Beispiel das CAD-System für Ingenieure.
Hinzukommen viele verschiedene Tools, um mit dem Team in Kontakt zu bleiben und den Datenaustausch mit den Kollegen zu ermöglichen, angefangen von E-Mail- und Videokonferenz-Software über ein Content-Management-System bis hin zu Tools für kollaboratives Arbeiten, die es ermöglichen, dass mehrere Personen an einem Projekt zusammenarbeiten. Die sichere Datenübertragung und -speicherung ist über VPN-Zugänge zum Firmennetzwerk oder via Cloud-Services mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und automatischer Datensynchronisation möglich.
Vorteile von Remote Work
Die Arbeit im Homeoffice geht mit zahlreichen Vorteilen auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite einher, aber auch mit einigen Nachteilen. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Angestellte durch die Remote Arbeit zufriedener und produktiver sind. Sie arbeiten konzentrierter, da es keine Ablenkung durch laute Kollegen oder Unterbrechungen durch Meetings gibt und sie Störfaktoren, wie Lärm, leichter ausschließen können. Die gesteigerte Zufriedenheit ergibt sich unter anderen aus der hohen Flexibilität, der leichteren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie einer besseren Work-Life-Balance.
Zudem fällt das Pendeln weg, das nicht nur Zeit kostet, sondern Forschern zufolge bei Arbeitnehmern auch Stress verursacht und unglücklich macht. Das hat wiederum positive Effekte auf die Umwelt, da der eingesparte Arbeitsweg auch weniger Umweltbelastung durch Benzin, Abgase und Feinstaub bedeutet.
Für den Arbeitgeber sind nicht allein zufriedene und produktivere Angestellte ein Mehrgewinn. Durch das Anmieten von weniger Büroflächen oder einem geringeren Aufwand hinsichtlich der Reparatur- und Instandhaltungskosten ergibt sich eine deutliche Kostenersparnis.
Remote Arbeiten hat auch Nachteile
Remote Arbeiten geht allerdings nicht nur mit Vorteilen einher. Nicht zu vernachlässigen ist die Isolation, die bei Arbeitnehmern ein Gefühl von Einsamkeit verursachen kann. Einsame Menschen leiden öfter unter Schlafstörungen, haben häufiger Bluthochdruck und ein schwächeres Immunsystem.
Ebenso fehlt der Austausch mit Kollegen, was jedoch über Kommunikationsmedien wie Slack, Whatsapp oder Skype abgefangen werden kann. Allerdings kann die Abwesenheit durch Remote Arbeit nachweislich einen Karrierenachteil bedeuten, denn Arbeitnehmer im Homeoffice erhalten seltener eine Gehaltserhöhung oder Beförderung. Kurioserweise arbeiten Remote Worker oft länger als im Normalfall und die bessere Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben birgt das Risiko, beides nicht mehr klar voneinander trennen zu können.
Remote Work: Tipps für Arbeitnehmer
Um den Anforderungen der Remote Arbeit gerecht zu werden, können Arbeitnehmer wesentlich dazu beitragen, Nachteile abzufangen, Stress zu vermeiden und Risiken vorzubeugen, indem sie folgende Punkte berücksichtigen:
- Arbeitsplatz mit wenig Ablenkung und geringer Geräuschkulisse wählen
- Selbstmanagement: Aufgabenlisten und festen Arbeitsrhythmus einrichten
- private und berufliche Abschnitte strikt trennen
- stabile Internetverbindung, alternativ mobilen Zugang einrichten oder Aufgaben so organisieren, dass kurzzeitig Offline-Arbeit möglich ist
- Sicherheit der Daten gewährleisten durch regelmäßige Backups
- Zugang zu Arbeitsgeräten durch Familienmitglieder oder Dritte verhindern
Weiterhin sollten Arbeitnehmer bedenken, dass die gesetzliche Unfallversicherung im Homeoffice nur bedingt greift und sich direkt auf den Arbeitsplatz, dem unmittelbaren Weg dorthin beschränkt. Unfälle oder Verletzungen in der Küche oder einem anderen Raum zählen nicht dazu. Daher kann der Abschluss einer privaten Unfallversicherung sinnvoll sein.
Remote Arbeit umsetzen: Eine Checkliste für Arbeitgeber
Der Arbeitgeber hat dafür Sorge zu tragen, dass die Arbeit im Homeoffice mit den gesetzlichen Bestimmungen konform geht, das betrifft insbesondere den Datenschutz sowie Vorgabe des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) und Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG):
- sichere Datenübertragung gewährleisten entsprechend der Compliance-Anforderungen, der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und GoBD-Vorgaben
- VPN-Verbindung zur Verfügung stellen und Datenspeicherung auf betrieblichem Server ermöglichen
- Sorge dafür tragen, dass der Arbeitnehmer die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen einhält
- Arbeitnehmer dazu anhalten, dass er Pausen, Ruhezeiten, Sonn- und Feiertagsgebot gemäß ArbZG einhält
- Regelungen zur Remote Arbeit im Arbeitsvertrag festhalten (Arbeitszeit, Datentransfer etc.)
- Arbeitsschutzmaßnahmen einleiten, Gefährdungsbeurteilung vornehmen, Arbeitnehmer zu Vorgaben der Betriebssicherheitsverordnung unterweisen und arbeitsmedizinische Vorsorge gemäß ArbSchG.