Im Corona-Lockdown und Homeoffice sind viele Menschen buchstäblich auf den Hund gekommen. Aber was ist, wenn der Ruf zurück ins Büro ereilt? Sollen Unternehmen die Vierbeiner dulden? Was sind die Vorteile von Bürohunden, was spricht dagegen?
Sie bellen, beißen, und hecheln, schleppen am Ende noch Flöhe und Krankheiten ein. Und überhaupt gehören sie nicht in die Wohnung und schon gar nicht ins Büro, sagen die Hundehasser. Und wenn die Vorgesetzte sind, erinnern sie vielleicht noch daran, dass die „blöden Köter“ dauernd Streicheleinheiten brauchen und somit die Angestellten am Ende noch von der Arbeit abhalten. Für Befürworter sind die vierbeinigen Kollegen von enormer Bedeutung fürs Betriebsklima, helfen den Stress abzubauen, sind überhaupt so niedlich und gute Mittler, die besten Kollegen, die man sich denken kann, und stören überhaupt nicht, im Gegenteil.
„Der Kampf um Top-Personal zwingt Unternehmen auch, Hunde im Büro zuzulassen. Das hilft nicht nur den Besitzern, sondern dem gesamten Betrieb“, heißt es in der WirtschaftsWoche (WiWo). Nach wie vor ist auch eine geschickte Möglichkeit, um nicht nur die Stimmung im Büro aufzulockern, sondern auch das mentale Wohlbefinden der Kollegen zu fördern. Denn bereits ein kurzer Kontakt mit dem Hund wirkt sich positiv auf die allgemeine Stimmung aus. Nach einem Jahr Homeoffice sehnten sich schließlich auch die Firmenlenkenden nach mehr Geselligkeit im Büro. Es bedarf an besonderen Handlungsbedarf der Personalverantwortlichen, um für beide Seiten, sowohl die Hundeliebhaber als auch die -Hasser, einen Kompromiss zu finden. Die meisten Büroumgebungen bieten bereits die Möglichkeit, die Mitarbeitenden mit ihren Vierbeinern von den absoluten Gegnern oder tatsächlichen Allergikern zu separieren. Auch tun Vorgesetzte gerade in und nach Corona-Zeiten gut daran, Hunde im Büro zu erlauben. Und das allem voran, aber nicht nur, weil viele der Angestellten im gefühlten Dauer-Homeoffice sich endlich den Traum erfüllt haben oder plötzlich auf den Wauwau gekommen sind.
Die ganze Organisation kann profitieren
Wie das IT-Magazin t3n eine Studie von dem US-Professor Randolph T. Barker (nomen est omen) aus dem Jahre 2012 zitiert, fühlen sich Hundebesitzer, die ihren „Zamperl“ mit ins Büro nehmen dürfen, messbar weniger gestresst als ihre Kolleginnen und Kollegen. Außerdem könne die Anwesenheit eines Hundes im Office „sogar die Zufriedenheit aller Mitarbeiter einer Organisation steigern.“ Barker sei aber nicht der Einzige, der den positiven Einfluss von Tieren auf die Stressresistenz, Gesundheit und das Konzentrationsvermögen von Menschen belegen konnten. Oxytocin heißt das Zauberwort. Es handelt sich dabei um ein Hormon, das etwa auch zwischen Müttern und neugeborenen Kindern eine Rolle spielt. Es erhöht die Bindung und animiert zu sozialen Kontakten. Hundebesitzer können ein Lied davon singen, wie ihnen oder besser ihren Hunden die Herzen auf den gemeinsamen Spaziergängen nur so zufliegen. Bei regelmäßigen Streicheleinheiten schütten Hunde und ihre Zweibeiner auch Oxytocin aus, so der Artikel von t3n.
WiWo und dem Verband für das deutsche Hundewesen zufolge ist die Nachfrage 2020 um 20 Prozent gestiegen. Tierschützer schlagen aber schon Alarm und fragen, was ist, wenn die Beschäftigten alle wieder ins Büro gehen müssen. Viele von ihnen befürchten, dass dann noch mehr Hunde, Katzen, Kaninchen, Vögel und der ganze häusliche Zoo wieder im Tierheim landen. Das muss aber nicht sein, wenn es zwischen Unternehmen und dem Management eine klare Vereinbarung gibt. Schließlich können im Wandel der Zeit Hunde im Büro natürlich auch New oder Modern Work dienen.
Auf ein harmonisches Miteinander kommt es an
Der Bundesverband Bürohunde e.V. vermerkt als Vorteile für die Angestellten mit Hund:
- Weniger Gefahren von Burnout, Depressionen und psychischen Erkrankungen
- Weniger Bluthochdruck und psychosomatische Krankheitsbilder
- Geringeres Stressempfinden
- Mehr Bewegung und somit gesundheitsfördernd
- Weniger Risiken von Schlaganfall, und wenn doch, höhere Überlebenschancen
- Mehr soziale Kompetenz und Kreativität
- Besseres Betriebsklima
- Geringere Gefahr der sozialen Vereinsamung nach der Arbeit
Ganz ohne Abstimmung geht es dann aber doch nicht. Dem Spiegel zufolge hat der Arbeitgebende aber Weisungsbefugnis und so darf ein Hund nicht einfach ohne ihre Erlaubnis im Büro auftauchen, sonst drohe möglicherweise eine Abmahnung oder gar eine Kündigung. Aber gab es einmal eine solche Erlaubnis für einen Hund, kann man diese für seinen Vierbeiner auch einfordern.
Damit die Stimmung im Büro vor allem nach der langen Büroabstinenz weiterhin harmonisch bleibt, sollten spezielle Richtlinien die Mitnahme eines Hundes ins Büro regeln. Von Seiten der HR-Abteilung müssen diese klar kommuniziert sein, sodass es im Endeffekt zu keinerlei Streitigkeiten kommt.
Noch bevor es zur Aufstellung von Verhaltensregeln für den Hund kommt, ist es empfehlenswert zu überprüfen, ob die Räumlichkeiten überhaupt den Voraussetzungen für einen Bürohund gewachsen sind. So eignen sich beispielsweise Büroflächen ohne Teppich besser, da Laminatböden leichter zu reinigen und besser für Allergiker geeignet sind. Vorher muss ebenfalls klar sein, ob es in der Belegschaft Allergiker gibt. Denn auch wenn ein Bürohund das Klima auflockert, steht das gesundheitliche Wohlbefinden der Mitarbeiter immer im Mittelpunkt.
Von großer Bedeutung sind dennoch die Regeln in puncto Erziehung: ein schlecht erzogener Hund, der das Betriebsklima stört und dauernd bellt oder knurrt, geht natürlich nicht. Vor allem wenn Kunden oder neue Bewerber ins Büro kommen, muss dafür gesorgt sein, dass ein bellender Hund diese nicht gleich wieder verjagt. Zudem muss der Hundehalter besonders drauf achten, dass sein Vierbeiner keine Parasiten oder Krankheiten mit ins Büro bringt. Kritisch ist es, wenn die Besitzerin oder der Besitzer den Hund mittags nicht spazieren führen kann, weil sie oder er einen Auswärtstermin hat. Für diesen Fall muss es ein klares Konzept geben. Auch wenn Streicheleinheiten ganz schön und gut sind, dürfen Kollegen sich nicht dadurch von der Arbeit abhalten lassen. Hier sind auch Herrchen oder Frauchen in der Pflicht die Kolleginnen und Kollegen besser vorzubereiten, wie sie sich dem Tier nähern dürfen und wie nicht. Schließlich möchten die Vierbeiner auch nicht von allen überfallen werden und mögen es schon gar nicht, wenn ihnen Unbefugte den Kopf tätscheln.
Das harmonische Miteinander steht im Büro ganz klar im Vordergrund. Das sollte sich auch nicht durch einen Vierbeiner im Büro ändern. Wenn das Tier nur „nervt“ und stört, müssen die Vorgesetzten im Zweifel auch ein Machtwort sprechen und die Mitnahme des Hundes verbieten. Aber wie der Spiegel schreibt, haben Amazon und Google vor der Pandemie schon gute Erfahrungen mit Hunden im Büro gemacht und wünschen sie sogar ausdrücklich, dass die Mitarbeitenden ihre Vierbeiner mitbringen.
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