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22/12/2021
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Working Out Loud – Was leistet das Konzept für Unternehmen?

Ein neues Konzept, welches derzeit die Arbeitswelt erreicht und wieder mal nach einem modernen Begriff aus dem Umfeld von New Work klingt, ist das des Working Out Loud. Doch was versteht man darunter?

Unter Working Out Loud (WOL) versteht man zunächst ein Konzept, welches anstrebt, das gesammelte Wissen von Mitarbeitenden in einem Unternehmen sowohl mit den eigenen Kolleg*innen als auch mit anderen zu teilen und das dafür nötige Netzwerk zu bilden. Dafür sind Fähigkeiten wie Offenheit, Lernbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit der Mitarbeitenden notwendig. Diese Fähigkeiten erlernt und stärkt der WOL Ansatz.

Auf die Idee des WOL Ansatzes kam der IT-Spezialist Bryce Williams. Seine Vision war es, das gesammelte „Arbeitswissen“ zuerst sichtbar zu machen (Observable Work) und dann mittels Blogbeiträgen oder Sozialen Medien zu verbreiten (Narrating Your Work).

Die 5 Prinzipien der WOL Methode

Aus dieser ersten Idee entwickelte sich mit der Zeit ein Konzept, welches nicht mehr nur auf Wissensvermittlung ausgelegt ist, sondern vor allem eine verbesserte Kommunikation und die Schaffung von Netzwerken in einem Unternehmen anstrebt. Der Amerikaner John Stepper entwickelte so die fünf Prinzipien der WOL Methode und beschrieb diese in seinem Buch Working Out Loud: For a better career and life. Sie lauten:

  • Beziehungen (Relationships)
  • Großzügigkeit (Generosity)
  • Zielgerichtetes Erkunden (Purposeful Discovery)
  • Sichtbare Arbeit (Visible Work)
  • Wachstumsorientiertes Denken (Growth Mindset)

Mitarbeitende sollen selbstgewählte, individuelle Ziele definieren und diese über großzügiges Handeln, den Aufbau von Beziehungen und mit Hilfe ihres Netzwerks erreichen. WOL ist dabei nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern lässt sich in Workshops von den Mitarbeitenden praktisch erlernen.

Der WOL Circle

Durch ein festgelegtes Schema sollen die Mitarbeitenden die Prinzipien der WOL Methode verinnerlichen. Dieses beinhaltet einen Workshop, den sogenannten WOL Circle.  Drei bis sechs Teilnehmende treffen sich einmal pro Woche für 12 Wochen lang persönlich oder online selbstorganisiert für die Dauer von einer Stunde. Bei diesen Treffen steht die Bearbeitung von Aufgaben im Fokus, die in den Circle Guides festgelegt sind und das Ziel verfolgen, das jeweilige Netzwerk auf- und auszubauen, zu nutzen, den anderen bei der Vernetzung zu helfen und gemeinsam die festgelegten Ziele zu erreichen.

Die Mitarbeitenden erlernen und erleben die Zusammenarbeit also gleichzeitig und können das neue Konzept direkt reflektieren, was die Nachhaltigkeit der Methode fördert. Die Zusammensetzung der einzelnen Workshop-Gruppen sollte dabei möglichst divers sein, sowohl in Hinblick auf die Teilnehmenden selbst als auch auf ihre jeweilige Herkunft aus den verschiedenen Bereichen des Unternehmens.

Die Wahl des Ziels ist entscheidend

Eine bestimmte Richtlinie hinsichtlich der Zielsetzung, auf die sich die WOL Sitzungen abzielen, gibt es nicht. Es sollte lediglich für die Mitarbeitenden möglich sein, dass Ziel innerhalb von zwölf Wochen zu erarbeiten und zu erreichen. Bereits bestehende Ziele, die etwa in der Vergangenheit auf Basis der Personal- oder Recruiting-Strategie aufgekommen sind, eigenen sich vorzugsweise für die Bearbeitung im WOL Umfeld. Zur Einschätzung des eigenen Ziels ist die Beantwortung von Fragen wie „Ist mein Ziel realistisch in zwölf Wochen zu erreichen?“ oder „Können mir andere bei der Erreichung meines Ziels überhaupt helfen?“ hilfreich.

Das WOL Programm

Haben sich die Teilnehmenden eines WOL Circles gefunden, bearbeiten sie gemeinsam die 12 Punkte des im WOL Guide von John Stepper festgelegten Programms, die sogenannten Sessions. Die dafür erforderlichen Dokumente sind auf der von John Stepper betriebenen Website erhältlich und für den persönlichen, nicht kommerziellen Gebrauch kostenfrei. Jede Woche wird dann einer der Punkte behandelt. Diese lauten:

  1. Formulierung des eigenen Ziels und Ausarbeitung einer Liste mit Kontakten von Menschen, die mit diesem Ziel verbunden sind
  2. Personen der Kontaktliste ansprechen und eigenes Wissen und Hilfe den anderen Teilnehmenden zur Verfügung stellen
  3. Erste Schritte in Richtung Zielerfüllung gehen und dabei das bereits vorhandene Netzwerk nutzen
  4. Aufmerksamkeit erzeugen
  5. 50 Fakten zur eigenen Person teilen
  6. Sichtbarkeit via Social Media erzeugen
  7. Erstes Zwischenfazit ziehen und gegebenenfalls Anpassungen auf dem Weg zum Ziel vornehmen
  8. Stärkung von Gewohnheiten
  9. Quellen, die hilfreiches Wissen bereithalten, finden und nutzen
  10. Entwicklung von Routinen und systematischem Vorgehen
  11. Umfassendes Denken etablieren und Möglichkeiten vervielfältigen
  12. Reflexion des WOL Prozesses und Abschlussfeier

Der Mehrwert von WOL für Unternehmen

Das WOL Konzept wirkt auf vielfache Weise positiv für Mitarbeitende und Unternehmen. Zunächst erfolgt eine Stärkung des Vertrauens, der Kommunikation und des Austausches von Erfahrungen und Wissen. Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen, die sonst nur wenig Kontakte außerhalb des eigenen Arbeitsumfelds knüpfen können, finden so bereichsübergreifend zueinander und können von ihrem neuen Netzwerk profitieren. Im Endeffekt profitiert auch das Unternehmen von den neu-entstandenen Denkweisen und Dynamiken. Gleichzeitig fördert es die interne Problemlösung und Lernfähigkeit, sodass Unternehmen sich flexibler, innovativer und nachhaltiger ausrichten können.

Neben dem Unternehmen profitieren auch die Mitarbeitenden in Hinblick auf Ihre eigene Karriere vom WOL-Prinzip. Nicht nur können sie sich effektiver vernetzen, sondern auch neue praktische Fähigkeiten erlernen. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz neuer Medien oder die Weitergabe ihres IT-Wissens an andere Kolleg*innen. Der Nutzen ist also groß, der Einsatz für Unternehmen dafür gering. Durch die Selbstorganisation und die vorgefertigten Konzepte und Leitlinien des WOL fallen schließlich keine Kosten an.

Die WOL Methode setzt sich sukzessive auf der ganzen Welt durch. Waren die Circle Guides ursprünglich nur auf Englisch verfügbar, gibt es sie mittlerweile auch auf Deutsch und sogar Portugiesisch. In mindestens 42 Ländern, von den USA bis China und Brasilien bis Deutschland, setzen Unternehmen, aber verstärkt auch Menschen im privaten Umfeld, auf die Methoden des WOL.

WOL in HR und Recruiting

Auch im HR und Recruiting Bereich kann das WOL Konzept einiges leisten und einen Mehrwert bringen. Heutzutage können nicht mehr nur die Personalabteilungen allein erfolgreich externe Recruiting Maßnahmen durchführen. Es braucht die Vernetzung mit dem Auftraggeber, also der Abteilung des eigenen Unternehmens, die einen neuen Mitarbeitenden sucht. Nur so lassen sich die besten Talente finden und für das Unternehmen gewinnen.

Das WOL Konzept fördert den Kontakt von Mitarbeitenden verschiedener Bereiche und trägt so zu erfolgreichen Recruiting-Prozessen bei. Schließlich können beispielsweise Expert*innen der eigenen IT Bewerbende und ihre fachlichen Fähigkeiten deutlich besser einschätzen als die fachfremden Kolleg*innen der HR-Abteilung. Auch im internen Recruiting hilft WOL, da so die Entdeckung versteckter Talente möglich ist und sich für Mitarbeitende ganz neue Karrierepfade ergeben können. Darüber hinaus kann das WOL Konzept bereits im Onboarding-Prozess erfolgreich neue Mitarbeitende fördern, da sofort ein Kontaktaufbau und Wissensaustausch stattfindet. So bildet sich unmittelbar Vertrauen in die neuen Kolleg*innen und das Unternehmen. Außerdem etabliert sich dadurch das WOL Konzept im Unternehmen, da neue Mitarbeitende direkt damit vertraut sind.

Um die WOL Methode schlussendlich flächendeckend in Unternehmen zu implementieren, sollten die Unternehmen ihre HR-Verantwortlichen zur Hilfe ziehen. Diese können nicht nur ihren Beitrag zur Bildung eines WOL-Circle leisten, sondern auch die nächst-wichtigen Schritte einleiten. Dazu gehört die Benennung von WOL-Mentoren sowie die Akquisition von Mitarbeitenden, die ein solches Programm bereits erfolgreich durchlaufen haben und aktiv als Ambassador für das Projekt stehen.

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